Gestalttherapie
Theorie„Alles praktische muss auf Theorie oder Glaube begründet sein.“
Gefühle und Verstand
Durch unsere Gefühle und unseren Verstand nehmen wir unsere Umwelt wahr. Hier können Sie Ihren Verstand gebrauchen. Im Folgenden stelle ich für Sie Einblicke in das Konzept der Gestalttherapie dar. Damit möchte ich Ihnen einen ersten Zugang ermöglichen, die Ausrichtung und Handhabung der Gestalttherapie kennen zu lernen.
Sie können jetzt schon beginnen
Sollten Sie wissbegierig sein oder möchten mehr erfahren, öffnet sich folgend für Sie ein Zugang zu der Theorie, dem Konzept, der Methodik, der Haltung, Ausrichtung, Arbeitsweise, Philosophie … wie sie in der Gestalttherapie und in der Beratung auf Grundlage der Gestalttheorie Anwendung findet. Sie können lesen, nachdenken, erneut lesen und neue Gedanken denken, verweilen. Verstehen Sie Textstellen nicht, lesen Sie weiter.
Brauchen Sie sofort Hilfe geht es für Sie …
Theorie
„Viel lesen und nicht durchschauen ist viel essen und übel verdauen“
Was nützt mir Gestalttherapie oder Gestaltberatung?
Ich beginne philosophisch: Menschen streben seit der Antike bewusst nach dem guten und glücklichen Leben. Vielfältige Gedanken dazu sind seither auf der Welt diskutiert worden. Was letztlich ein glückliches oder gutes Leben ist, oder welche Wege dafür gegangen werden können, stelle ich als Frage, auch für Sie, in den Raum.
Ein solches Leben zu erreichen kann auf mehreren Ebenen umgesetzt werden. Zum Beispiel in der Gesellschaft, in kleinen Gruppen … oder bei mir Selbst.
Bleiben wir bei uns selbst
Da wir als Einzelner nicht immer zufrieden und glücklich sein können, suchen wir nach mehr. Auf unserer Suche können uns Dinge passieren, die unser Leben erfreuen, beeinflussen, durchwirbeln, verwüsten … Alleine können wir viele dieser Wiederfahrnisse nicht reflektieren, uns daran erfreuen oder unbeschadet überstehen. Wir suchen nach Kommunikations-, Kontaktmöglichkeiten um unsere Erfahrung mitzuteilen und auszutauschen. Es gibt aber auch Kontaktvermeidung, bzw. Kommunikationsvermeidung oder -abbruch. Dann wollen oder können wir (noch) nicht über die Wiederfahrnisse reden. Deswegen sind wir gegenwärtig angewiesen auf andere Menschen. Sie geben uns ihre Unterstützung, neue Perspektiven und Hilfe. Durch unser Gegenüber erfahren wir die Welt anders und neu, spüren Anerkennung und Heilung. Zu diesem Erleben gibt es verschiedene Wege:
Einer ist die Gestalttherapie …
Anerkannte psychotherapeutische Verfahren oder Beratungen auf deren Grundlagen sind methodische Verfahren, welche Menschen darin unterstützen, sich selbst intensiver zu erkennen. Ich behaupte, sich selbst intensiver zu erkennen und zu erleben, ist ein Grundstein für die Beantwortung der Frage nach dem guten und glücklichen Leben. Zudem führen uns diese Verfahren nahe an ein Existenzerleben, welches unserem Wesen vorausgeht, so wie es Jean-Paul Sartre philosophisch formuliert. Hierzu kann ebenfalls die Beratung auf Grundlage des Gestalttherapeutischen Konzepts effektiv beitragen.
Auftretende Phänomene, Aufgaben, Themen und Probleme in unserem Alltag, in Form von Beziehungskonflikte, emotionalen Krisen, oder der dringende Wunsch nach Weiterentwicklung jeglicher Art, können durch die Gestalttherapie bzw. ein Coaching verwunden und erreicht werden. Ein Weg dazu ist, sich dem Essentiellen zu näheren und weiter unserer Existenz als Mensch. Philosophen nennen dieses Erkennen Da-Sein, Theologen Gott, Ärzte vielleicht Gesundheit, … und Sie?
Beschreiten wir speziell im Gestalttherapeutischen oder Gestaltberaterischen Setting diesen Weg, ist die Spur zu Ihrer Essenz (Wesen) persönlich, vielfältig und unterscheidet sich zu den Spuren der Anderen.
Wie nehmen Sie Ihre Spur wahr?
Ich weiß aus Erfahrung und Theorie, dass um seine Spur wahrzunehmen ein anderer Mensch notwendig ist. Martin Buber hat dafür den entscheidenden Hinweis gegeben: „der Mensch wird am Du zum Ich.“ und „alles wirkliche Leben ist Begegnung.“ Jean-Paul Sartre sagt dazu: „Um irgendeiner Wahrheit über mich zu gelangen, muss ich durch den anderen gehen. Der andere ist für meine Existenz unentbehrlich, wie übrigens auch für die Kenntnis, die ich von mir selbst habe.“ In diesen Botschaften steckt unter anderem die Aussage, dass wir im Dialog nach Wahrheiten suchen, die uns unserer Existenz und unserer Essenz näher bringen. Das Entscheidende ist, jeder findet auf seine Art und Weise etwas, was ihn näher an seine Wahrheit, weiter bringt, verändert und wachsen lässt.
Der wahrhaftige, gesundende Austausch zwischen Menschen ist deshalb wichtig, da wir alle die Welt oder trefflicher formuliert „die scheinbar existierende Welt im Kopf“ unterschiedlich auslegen.
Wie ist das zu verstehen?
Wir alle sind geboren, leben aber in unterschiedliche Familien, Milieus sind anders aufgewachsen, in Städten, Ländern, Kontinenten … sind mit mehr oder weniger finanziellen Mittel und Fähigkeiten ausgestattet, …
Die gesamte Summe dieser Gegebenheiten prägt uns und unsere Sicht auf die Dinge. Platon beschreibt mit seinem Höhlengleichnis dies recht anschaulich. Seit Kindesbein sind wir in einer Höhle „gefangen“. Wir können sie nicht verlassen. Darin nehmen wir nur die uns bekannten Schattenwürfe eines Feuers auf die uns bekannte Felswand wahr. Dadurch bildet sich die einzigartige Erlebniswelt in uns ab. Sollte sich aber ein fremder Lichtspalt öffnen, hinter dem Geräusche wahrzunehmen sind, ändert sich meine Erlebniswelt erheblich.
Auf den Punkt gebracht sehen wir die Welt durch unsere Augen. Durch unsere Augen haben wir im Lauf der Zeit eine selbst-konstruierte Brille gestaltet, die uns eine bestimmte Wirklichkeit zeigt. Alles, was wir dadurch sehen, deuten wir für unsere Zwecke und denken, dies ist wahr. Daher steckt auch nach meiner Meinung, hinter allem was wir tun ein persönliches Motiv. Auf den Punkt gebracht, der Mensch (wir) sind selbst für das verantwortlich, was wir aus uns machen. Wir entwerfen und werfen uns sozusagen auf der Grundlage unserer Erfahrungen in die Zukunft. Wird sind „zunächst ein sich subjektiv erlebender Entwurf„.
Während unserer Kindheit sind wir noch unvoreingenommen. Wir sind neugierig und wollen die Welt erleben. Wir spüren sie noch mit unseren Sinnen. Wir unterscheiden erst spät zwischen gut und böse; Moral ist bis in die frühe Jugend ein Fremdwort. Einfach formuliert: Kinder erfahren sich als lebendige Wesen. Das können Sie während des Spielens und im Umgang mit Menschen beobachten. Kinder erleben die Dinge unmittelbar. Zum Beispiel auf die Frage: Wie kann Wasser sein, würden Erwachsene vermutlich nach einer physikalischen Erklärungen ringen und dem Determinismus treu folgen. Ein Kind hingegen … ?
Die uns vorfindliche Welt
Durch die Erklärbarkeit lernen wir als Menschen in der uns vorfindlichen Welt als Seiende zu sein. Erst erfahren wir die Dinge in dieser Welt durch Beziehungen und Emotionen mit Menschen. Dann erschließen wir die Welt durch Wissen und Logik. In unserer gesamten Lebenszeit bildet sich so eine Persönlichkeit heraus. Der Preis dafür ist hoch. Der Gegenwert zum zivilisierten, gesellschaftskonformen Menschen ist der Verlust unserer Essenz und dem vorausgehenden Da-sein. Wir passen uns an und vergessen uns als holistischen Menschen. Gerne leben wir auch nach Normen und Werten, die wir wenig reflektieren. Hieraus können wir diverse Kontaktstörungen ausbilden.
In diesem Prozess gibt es neben dem Lebendigen auch bedrohliche Situationen. Die Erlebnisse, die wir in diesen Situationen erfahren, prägen uns ebenso tief. Ablehnung, Bedrohungen, Brüche, Gewalt, Missbrauch … lagern sich toxisch in uns ein.
Die vergangenen Erfahrungen bestimmen so unser gegenwärtiges Verhalten und Handeln, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Wir gewöhnen uns Verhaltensweisen an, die uns vertraut sind, die uns versichern, in der Zukunft alles im Griff zu haben. Der Philosoph Nietzsche sagt dazu, dass das gesamte Leben eine unendliche Wiederholung ist und wir diese Wiederholung versuchen sollen zu durchbrechen. Schaffen wir dies nicht, gestalten wir weiterhin unsere Welt nach dem uns Bekannten, auch wenn wir denken, dass alles was gerade geschieht doch neu ist.
Angst, Wut, Trauer oder seelische und körperliche Phänomene bzw. Krankheiten sind aus psychotherapeutischer Sicht Ausdruck unserer Überlebensstrategien. Würden wir die Emotionen offen zeigen, wäre dies schon ein erster Schritt. Aber „so was tut man nicht“. Und hier wirkt schon eine gesellschaftliche Anpassung. Um zu provozieren: Existenzialisten behaupten, wir übernehmen keine Verantwortung für unser Leben, da wir in jeder Situation die Wahl und Möglichkeit für Veränderung haben. Wählen heißt in diesem Sinn, den Wert dessen, was wir wählen zu bejahen, somit uns Selbst.
Mit Hilfe der Gestalttherapie oder eines Coachings auf Grundlage der Gestalttherapie begeben sie sich gegenwärtig auf die Suche und fangen an sich zu Engagieren und Entscheidungen zu treffen.
Was brauchen Sie?
Nur sich selbst und ein menschlicher Bezug!
Sie konzentrieren sich auf Ihre Wahrnehmung und Ihr Erleben. Sie hören in sich hinein und fühlen ihren Rhythmus. Sie vertrauen sich mit ihrer Existenz, die faktisch gegeben ist. In diesem Prozess ist allerdings Zeit, Neugier, Mut und Offenheit notwendig, um Geronnenes wieder zu verflüssigen. Sich diesem schöpferischen Punkt immer wieder zu nähern, bedeutet Weiterentwicklung und die Befähigung zu einem spontanen, erfolgreichen, guten und glücklichem Leben.
Was ist Gestalttherapie
„Die Gestalttherapie ist eine Liebeserklärung an Sie“!
Aus wissenschaftlicher Betrachtung stellt die Gestalttherapie eine Form der Psychotherapie dar. Darin orientiert sie sich an humanistischen Verfahrensweisen. Durch die vielen theoretischen Einflüsse und praktischen Verfahren ist die Gestalttherapie an sich schwer zu definieren. Um Ihnen eine grobe Definition anzubieten, können Sie die Gestalttherapie aufgrund der inhaltlichen Durchführung zur humanistischen Psychologie zählen. In ihrem Kern verpflichtet sie sich deshalb an einem humanistischen Menschenbild.
Die theoretische und die praktische Umsetzung beziehen sich auf philosophische, phänomenologische, existenzialistische, feldtheoretische, hermeneutische, erlebnisorientierte, psychotherapeutische Verfahren und an ein gestaltpsychologisches Systemdenken. Aufgrund dieser vielen Zugänge stellt die Gestalttherapie selbst eine spezielle Form einer Erkenntnistheorie dar.
In der praktischen Arbeit werden Sie feststellen, gibt es kein objektives Ziel. Wenn wir von Zielen sprechen, sind diese rein subjektiv und gemeinsam (intersubjektiv) bestimmt. Im Vordergrund steht Ihr persönlicher Wachstum, Ihre erlebte Stimmigkeit dahingehend und die Integration Ihrer erlebten psychischen und physischen Prozesse.
Sie erleben, ich begleite
Sie selbst bewirken dies, indem wir gemeinsam durch eine vorsichtige, differenzierende Dekonstruktion Ihrer Persönlichkeit nach innen und außen wandern. Auf diese Weise erleben Sie sich als Person, in Wechselwirkung mit Ihrem Organismus und der Umwelt. Sie beobachten, verstehen und nehmen sich selbst wahr. Aus gestalttherapeutischer Sicht beginnen Sie in diesem feinsinnigen Umgang mit sich selbst eine „Heilung“. Die Veränderung (Heilung) liegt deshalb in der Subjektivität.
Durch eine hermeneutische und phänomenologische Betrachtung wird der gestalttherapeutische Prozess für Sie erfahrungsorientiert. Das heißt, während des Verlaufes der Sitzungen beobachten, benennen und erleben wir gemeinsam alles Vorfindliche. Unser gemeinsames Vorgehen orientiert sich an experimentellen, übungszentrierten und erlebnisaktivierenden gestalttherapeutischen Verfahren. Je mehr Offenheit und Experimentierfreude Sie zeigen, desto abwechslungsreicher sind Ihre Erfahrungen und Erkenntnissen zu sich selbst. Wesentlich für diese Form der Psychotherapie oder Beratung ist die Beziehung zwischen Ihnen und mir, die sich beständig auf die gegenwärtige Begegnung ausrichtet. Hier üben wir uns an einer existentialistischen Grundhaltung. So kann sich eine lebendige, flexible und hohe Qualität in der therapeutischen Beziehung entwickeln. Der konkrete Raum wird so zum psychischen und physischen Laboratorium. Und sie bestimmen die Art und Intensität des Experiments. Sie können sich vorstellen, dass Vertrauensaufbau und Vertrauen ein wichtiger Punkt ist.
Seien Sie achtsam!
Mein Ansinnen im gestalttherapeutischen Prozess ist es, Ihnen einen achtsamen, wachen und bewussten Zugang zu Ihrem Körper zu ermöglichen. Sie konzentrieren sich entsprechend bewusst auf Ihren Körper. In diesem einfühlsamen Blickfeld stehen Ihnen alle wahrnehmbaren und zugänglichen Gefühle, Gedanken, Empfindungen und Verhaltensweisen zur Verfügung. Wichtig ist, dass im gestalttherapeutischen Prozess Ihre Wahrnehmungen nicht beurteilt werden. Denn Gefühle sind grundsätzlich per se vorhanden, also nicht gut oder schlecht. Wir selbst und andere Menschen machen sie erst zu bewerteten Objekten, bedingt durch unsere Erfahrungen und Erlebnisse mit diesen. Ebenso gestalten oder beeinflussen sie unser Engagement und unsere Wahl in Situationen.
Ebenso bedeutsam ist für einen gestalttherapeutischen Prozess der Bezug auf das konkrete gegenwärtige Erleben im Hier und Jetzt. An dieser Stelle zeigt sich deutlich die philosophische und religionsphilosophische Zugehörigkeit ihrer Theorie und Ausrichtung an Jean-Paul Sartre, dem „Sein und dem Nichts“ und am „Dialogischen Prinzip“ von Martin Buber. Beide beschreiben im Rahmen der oben genannten theoretischen Zugänge die Wichtigkeit der Begegnung zwischen Menschen. Wesentlich für das Dialogische Prinzip ist die Begegnung im Hier und Jetzt. Die Begegnung geht nach Martin Buber der Beziehung voraus. Ganz konkret: Sie sehen mich und werden sich ein sinnvolles Bild von mir entwerfen. Ab diesem Zeitpunkt ist bereits viel geschehen, da Sie mir möglicherweise nicht mehr begegnen, sondern am Beziehungsaufbau wirken.
Ihre Beziehung zu mir
Der Beziehungsaufbau und die Beziehung zwischen Ihnen und mir ist leitend für die Psychotherapie oder die Beratung. Meine Haltung wird sich so gestalten, Ihnen echt, transparent und partnerschaftlich zu begegnen und Sie so im Verlauf Ihres gestalttherapeutischen Prozesses zu begleiten. Durch dieses Beziehungserleben wird Ihre Entwicklung und Ihr Wachstum gefördert. Sie werden in diesem Geschehen, so formuliert es Martin Buber als auch Jean-Paul Sartre nur in anderen Worten, am Du zum Ich.
Lösungen und gute Ratschläge werden Sie von mir nicht hören. Ihr Prozess und Ihre Arbeit hin zur integrativen Veränderung Ihres Selbst, ist ein individueller Selbsterfahrungswert und von außen kaum nachzuvollziehen.
Ziele der Gestalttherapie und Gestaltberatung
Reflexion und Erfahrung des Selbst
Ein Ziel des gestalttherapeutischen Prozesses ist die gemeinsame Erfahrung und Reflexion von uns Selbst, unseren Emotionen und unserem Wissen darum. Der gesamte Prozess wir holistisch gesehen.
Ihre Veränderung
Ziel ist die Veränderung von Verhaltensweisen und Erlebnisweisen, die zu einem persönlich empfundenen Leiden beitragen. Selbst unbefriedigende Bedeutungszuschreibungen und frustrierende Formen der Lebensführung werden gemeinsam gesucht und entdeckt.
Ziel ist die positive Konzentration und Fokussierung auf das jeweilige Thema.
Angestrebt ist das Ziel des gegenwärtigen (Nach)Erlebens, bezogen auf die für die Veränderung relevanten Ressourcen, Bedürfnisse und Perspektiven. Neue Möglichkeiten des Erlebens und der Handlung sollen spürbar und erkannt werden.
Ihre innere Freiheit
Deshalb ist ein weiterführendes Ziel des gestalttherapeutischen Prozesses, Sie mit einem bewussten und stimmigen Selbsterleben zu vertrauen. Eine innere Freiheit kann erkannt werden, die Sie selbst passend empfinden. Folge einer solch erlebten Begebenheit kann dazu führen, nach außen entsprechend zu handeln und entscheiden zu können.
Treten Widerstände in den Vordergrund, werden diese je nach persönlichem Bedürfnis und Interesse thematisiert. Vollzogen wird dies durch Konzentration (Achtsamkeit, Wachsamkeit).
Ihre emotionale Intelligenz
Auf diese Weise soll erreicht werden, dass Sie durch Ihre Erfahrungen, Gefühle und Ihr Wissen, in Bezug zu sich selbst, Ihre Umwelt bewusst selbst gestalten. Dieser Bildungsprozess generiert reflektiertes, rationales wie emotionales geistiges Wachstum.
Umfassendes Ziel ist eine Erweiterung des Bewusstseins, persönliche Weiterentwicklung sowie rationaler und emotionaler Wachstum.
Ihr Ziel ist dabei, das „Gefühl unser selbst“ wieder zugewinnen, den Organismus zu einem vollständigeren Leben zu erwecken.
Unsere Ziele
Mein Ziel ist es, Sie in diesen Prozessen wachsam zu begleiten, damit Sie wachsen. Welche Ziele haben Sie?
Erkennen und Formulieren Ihres Themas
Hierzu bezeichne ich im folgenden das individuelle Thema als Diagnose.
Diagnosik in der Gestalttherapie
In der Gestalttherapie tauchte lange Zeit kein Begriff wie Diagnostik auf. Dieser etablierte sich erst in den 90er Jahren. Die aktuellen diagnostischen Ansätze lassen sich in drei Gruppen unterteilen.
- Konventionell-klassifikatorisch
- Gestalttherapeutisch-klassifikatorisch
- Dialogisch –prozessual
Das konventionell-klassifikatorische Verfahren ist geprägt durch traditionelles psychoanalytisches bzw. psychiatrisches Diagnostizieren.
Die gestalttherapeutische Klassifikation versucht diese traditionellen Verfahren mit eigener gestalttherapeutischer Theorie zu verflechten. Zusammenhänge zwischen beiden Verfahren herzustellen ist mühsam und geht mit offensichtlichen theoretischen Brüchen einher.
Beide Möglichkeiten bleiben hier nur in aller Kürze erwähnt. Wer mehr darüber lesen möchte, dem empfehle ich Reinhard Fuhr & Milan Sreckovic & Martina Gremmler-Fuhr in Handbuch der Gestalttherapie aufzuschlagen.
Verspieltes Begriffsverständnis von Problem
Bestimmen wir einen Ausganspunkt
Das Problem scheint oft ein Ausgangspunkt von Therapien, Beratung und Coaching zu sein. Ohne Problem sind diese Dinge nicht notwendig. Im Prozess der Persönlichkeitsentwicklung geht es aber um mehr, wie Problem und Symptom–Behebungen.
Ein Problem, ob es durch Gefühle verhüllt ist oder eine schwer lösbare Aufgabe darstellt, ist regelhaft der Anfang für ein Unbehagen. Darin begründet sich ein Leiden, Wünsche und der Drang nach Veränderung. Diese Gefühle können in der Regel nicht gleich von uns alleine behoben werden. Was hinter den erlebten Zuständen steht, bleibt verborgen und ist unerkannt.
Dies löst in uns das Verlangen nach Veränderung aus. In diesem Verlangen ist oft der Wunsch nach Exotischem angelegt. Darin steckt die Dimension des Neuen. Ein solches Bedürfnis ist natürlich, da unser Organismus Neues zum Wachstum benötigt um den alten Zustand und das Unbehagen zu überwinden. Für diesen Zweck muss nicht zwangsläufig ein Problem ausschlaggebend sein. Insofern kann es auch ein Mangel an etwas sein, was uns fehlt.
Das Problem und seine Formbarkeit
Die Begriffsdefinition „Problem“ soll deshalb in anderer Form betrachtet werden. Wird ein Problem wie eine persönliche Frage an sich selbst verstanden, öffnen sich Handlungsspielräume. Diese Handlungsspielräume fehlen in unserer einseitigen Problembetrachtung. Entsprechend wird das Problem nur schwer lösbar. Im Zusammenhang der persönlichen Frage, gerichtet an sich selbst, wird das Problem zu einem individuellen Forschungsgegenstand. Dies ist hilfreich, da das problemorientierte und defizitorientierte Denken sich so verändert. Zudem kommt, das Problem oder der daraus resultierende Wiederstand, wird erst zu sich verlagert, bevor ich die Umwelt zur Verantwortung ziehe.
Ihr Erkenntnisinteresse und Ihre Forschungsfrage
Eine Forschungsfrage zu bearbeiten weckt Neugier und Interesse. Beides ist von Bedeutung für die Motivation etwas Neues anzustreben und die Veränderung zu wollen oder das Mangelerleben zu sättigen.
Dialogisch-prozessuale Diagnostik
Gemeinsam entwerfen und fokussieren
Von mir wird der dialogisch-prozessuale Ansatz favorisiert.
Wie können Sie sich eine dialogisch-prozessuale Diagnostik vorstellen?
Einzelne Überlegungen hierzu zeige ich differenzierter auf. Gut eignen sich die sieben Thesen von Frank-M. Staemmler unter Mitarbeit von Werner Bock. Beide stellen dar, wie sich, unter Rückgriff auf die komplexe gestalttherapeutische Theorie, der Prozess verständlich machen lässt.
Im Vorfeld der Gestalttherapie nimmt die Diagnose und Beurteilung eines Problems im Idealfall keine Stellung ein. Darin besteht eine wesentliche Dimension im gestalttherapeutischen Denken. Auf den Punkt gebracht, Sie wissen am besten, was Sie brauchen, auch wenn Sie dies anfänglich noch nicht formulieren oder benennen können.
7 Thesen als Grundhaltung im Verlauf des Coachings
Die Fragen und Antworten, worin das Leiden, der Wunsch oder Drang nach Veränderung besteht, werden nicht festgeschrieben. Letztlich kann kein Therapeut oder Therapeutin eine wahrhaftige Aussage über das Innenleben eines Anderen tätigen. Jeder kennt sich inwendig am besten. Dennoch: „… man kann nicht nicht diagnostizieren“ (1. These).
1 These
Eine anti-diagnostische Einstellung gibt es auch in der Gestalttherapie nicht. Dazu sind die Gestalttherapeuten und Gestalttherapeutinnen zu sehr Mensch. Wir alle gehen mit persönlichen Mustern, Vorerfahrungen und Urteilen in unsere Begegnung mit Menschen. Wesentlich ist, wie bewusst wir uns diesen sind. Eine bewusste Einstellung der Gestalttherapeuten und Gestalttherapeutinnen verkleinert aber die Gefahr, anderen Menschen Glaubens- und Wissenssysteme überzustülpen.
Ein philosophisches Beispiel zeigt z.B. Michel Foucault anhand von wissenschaftlichen, gedanklichen System und Theorien auf. Menschen, die sich ausschließlich durch ihre Profession definieren, führen letztlich einen Monolog der Macht über die Menschen, die sich diesen mit ihren Fragen, Problemen, … anvertrauen.
2 These
Da an Ihre subjektiven Sichtweisen angeknüpft wird, bezieht sich die Diagnose „… auf den Teil (Ihres) Lebensraums, der der persönlichen Verantwortung und (Ihren) subjektiven Einflußmöglichkeit unterliegt“ (2. These). Die Erarbeitung der Diagnose erfolgt somit dialogisch und partnerschaftlich.
Durch diese Form der darin verstandenen Beziehung ist die Verteilung der Deutungsmacht gleichmäßig. Wir beide nehmen an der Prozessfindung der Diagnose teil. Ein einseitiger Monolog oder mein Expertenwissen untergräbt nicht Ihre Ansichten und Ihre Meinung. Jeder bringt seine Sichtweise und sein Erleben in die Situation ein. Gemeinsam wird sich abgestimmt, Gefühle und Gedanken werden zur Verfügung gestellt. Die Diagnose entwickelt sich durch eine Integration unserer jeweiligen subjektiven Horizonte. Es gibt also keine zwei eindeutigen Positionen, die des Diagnostikers und die des zu Diagnostizierenden. Entsprechend gilt:
3 These
„Die Erarbeitung der Diagnose ist eine gemeinsame Handlung von“ Ihnen und mir (3. These).
Wie schon deutlich wurde, wird von einem kooperativen Vorgang zwischen Menschen ausgegangen. Diese Tatsache wirkt inhaltlich auf den Prozess der Findung des Themas. Die Feststellung der Diagnose bzw. der Ausgangsfrage ist deshalb ein gemeinsamer Klärungsprozess. Durch die Beziehung, die während des Coachings entsteht, tragen wir beide, aus unseren Ansichten zu nennenswerten Themen und zu Ihrem persönlichen Veränderungsprozesses bei.
4 These
„Diagnose und Therapie sind ein und derselbe Prozess“ (4. These). Dies ist in der Gestalttherapie besonders. Damit das Leiden, die Wünsche und Ängste ganz wahrgenommen werden, erfolgt dies nicht nur kognitiv, nur mit dem Kopf. Auch Ihre Gefühle stehen im Mittelpunkt. Ihre ganze Person, ihr Bewusstsein und ihre Bewusstheit wird wahrgenommen. Die Verbindung dieser Bedingungen führt die Diagnose zum altgriechischen Prozess des gründlichen Erkennens. Dieser Prozess bleibt nie folgenlos.
Sich so zu verstehen, im Zusammenhang der echten Anteilnahme von mir, ist dann bereits gleichbedeutend mit der Veränderung. Erarbeiten Sie Ihre Diagnose in dieser Form, ist dies bereits ein therapeutischer Vorgang im Coaching. Was daraus folgt ist die unmittelbare Rückwirkung auf die Diagnose selbst. Dadurch wird die Diagnose, entsprechend dem Prozesscharakter des Coachings, im Moment wieder und wieder überholt, indem sie ihre therapeutische Wirkung permanent entfaltet.
Das heißt, die dialogisch-prozessual formulierte Diagnose ist nicht statisch, sondern bleibt wandelbar. Jede Festlegung wäre nicht im Sinn eines gestalttherapeutischen Wachstums- und Veränderungsprozesses. Ebenso stünde dies nicht in Einklang mit ihren erkenntnistheoretischen, existentialphilosophischen Grundausrichtungen und ihrem humanistischen Menschenbild. Daraus ergibt sich:
5 These
„Die Diagnose verändert sich kontinuierlich im Laufe“ des Coachings (5. These). In den Worten Heraklits steigt man nicht zweimal in denselben Fluss, da er in Bewegung bleibt. Der kontinuierliche und auf die Gegenwart bezogene Klärungsprozess wird somit Teil der Gestalttherapie, bis eine individuelle Heilung bzw. Genügsamkeit zu einem aktualisiertem, vollständigerem und differenzierterem Verständnis von sich selbst führt.
Wegen der permanenten Wandlung der Diagnose lassen sich zwei Dimensionen der Diagnose unterscheiden. Eine langfristige und eine kurzfristige.
Die kurzfristige Dimension wirft die Frage auf, in welchem Stadium und in welchem Zeitpunkt sich eine Veränderung befindet.
Die langfristige Dimension der Diagnose fragt nach dem Thema und dem Gegenstand der Veränderung. Hier gibt es keine typischen und bestimmten Merkmale, die auf eine Person passen. Wir sind alle lebendig und schöpferisch im Laufe unseres Lebens. Aufgrund dieser Sichtweise bringen wir alle etwas Einzigartiges hervor, was uns in unserem Lebensstil ausmacht. Verhaltensweisen und Lebensweisen sind unverwechselbar und tragen der Individualität und dem Antlitz jedes einzelnen Menschen Rechnung.
6 These
Von daher ist jede Diagnose „… jeweils einmalig und kann daher nur phänomenologisch-deskriptiv sein“ (6. These).
Das heißt, gemeinsam tastet man sich zu einem Thema vor, welches noch unbestimmt und namenlos ist. Das Bild der Zwiebel stellt dies anschaulich dar. Schäle ich diese, gelange ich Ring für Ring zur nächsten Ebenen, bis ich an ihrem Kern angelange. Alle vorherigen Schichten sind ebenfalls auf dem Weg zu ihrem Kern bedeutsam. Eine untere Schicht kann ich, bevor ich sie nicht erkannt habe, nicht benennen.
Insofern ist es wichtig bei der Erstellung der Diagnose auf diese Übersprungshandlungen zu verzichten. Dies vollzieht sich zum Beispiel in Form von vorgefertigten psychopathologischen Begriffen und theoretischen Vorannahmen. Wesentlich ist es erfahrungsnah zu kommunizieren und die persönlich beschreibenden Sprachen zu hören. Die Sprache drückt aus, vor welchem Hintergrund Sie oder ich reden und aus welcher Situation heraus sie entsteht. Alles, was Ihre Person ausmacht, zeigt sich in diesem Prozess. Ihr gesamter persönlicher Hintergrund fließt dadurch in die Diagnose ein und bestimmt den Inhalt. Die Diagnose wird im Zusammenhang der Gestalttherapie-Theorie feldabhängig.
7 These
„Die Diagnose ist feldabhängig“ (7. These). Wie wir bereits festgestellt haben, erhebt die Diagnose in der Gestalttherapie keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Das hat zur Folge, dass sie nicht objektiv und verallgemeinerbar ist. Angenommen wir würden die Diagnose objektiv formulieren, dann würde darin Ihre individuelle Persönlichkeit aufgegeben werden.
Zudem erfordert eine objektive Sichtweise, in Bezug des individuellen Themas, einen Transfer auf allgemeine menschliche Themen. Wir müssen also, soweit dies möglich ist, unsere Themen herausstellen und sie mit allgemein gültigen, vermeintlich menschlichen Themenfeldern, abgleichen bzw. überprüfen.
Leisten wir diese Reflexion und diesen Filter nicht, wären wir nicht nur bei unseren individuellen, persönlichen Themen, sondern auch bei gesellschaftlichen Themen. Eine Überformung würde stattfinden. Das heißt, die Rahmenbedingungen sind nicht mehr nur die meinen, sondern allgemein und inhaltlich anders.
Wirkfaktoren der Gestalttherapie
Was wirkt im Coaching der Gestalttherapie?
Als Wirkfaktoren des Cochings oder beratenden Prozesses der Gestalttherapie zählen:
Empathie zwischen Klient und Therapeut; die positive Beziehung und Beziehungserfahrung; die Verbesserung im Gefühl des Klienten, sein Leben selbst im Griff zu haben; die Stabilisierung des Selbstwerts.
Als die speziellen und entscheidenden Wirkweisen der Gestalttherapie zählen:
- Der persönliche Kontakt
- Die Konzentration auf den Prozess
Wie arbeitet die Gestalttherapie?
Da sich jede Beziehung, wie auch die therapeutische mehrschichtig gestaltet, kann sie unterschiedlich akzentuiert werden. Für die Therapie ist dies bedeutsam, damit strukturelle Entwicklungshöhen und die Themen von Ihnen darin adaptiert werden.
Zur Beschaffenheit der Gestalttherapie zählt das Ineinandergreifen von sprachlichen und nichtsprachlichen Kommunikations- und Ausdrucksformen. Das permanente Aufgreifen der verschiedenen Ausdrucksformen bietet eine Vielfalt und Freiheit im persönlichen Ausdruck. Dieses Vorgehen bildet einen Reichtum an individuellen Wegen ab, die begangen werden können.
Durch die bewusste, praktische Umsetzung der existentiellen Beziehung im Zusammenhang der Achtsamkeit im Hier und Jetzt ist die Gestalttherapie eine prozessorientierte-Erfahrungs-Arbeit. Schritt für Schritt werden Sie nach sokratischer Tradition zur konfrontativen Selbstbegegnung der eigenen Handlungs- und Erlebnisverarbeitungsmuster eingeladen und ermutigt. Hierzu dient das experimentelle Verfahren.
Ein Hauptpunkt der gestalttherapeutischen Arbeit ist demnach das prozesshafte und gegenwärtige Vortasten der jeweiligen Situation, die gerade bei Ihnen und dem Therapeut oder der Therapeutin in den Vordergrund tritt.
Der gesamte gestalttherapeutische Prozess ist kein intellektuelles Verfahren, auch wenn dieser Punkt nicht gänzlich außer Acht gelassen werden kann.
Kontakt und Momente der Kontaktunterbrechung
Figur, Hintergrund und die Einheit
Konzentration in der Gestalttherapie
Was gelingt uns ohne Konzentration?
Das wichtigste Element des Fortschritts und Erfolges Ihres Prozesses im Verlauf des gestalttherapeutischen Coachings ist die Konzentration.
Sie können alle Fähigkeiten, Talente und Chancen dieser Welt haben, ohne sich dabei zu konzentration. Konzentrieren Sie sich auf etwas, hat dies mit Interesse und Aufmerksamkeit zu tun. Die Begriffe Konzentration, Interesse und Aufmerksamkeit werden häufig synonym gebraucht.
- Inter-esse bedeutet in einer Situation sein;
- Konzentration bedeutet mitten in das Zentrum einer Situation hineinkommen;
- Aufmerksamkeit bedeutet eine Spannung auf ein Objekt zu richten.
Das Interesse ist demnach der Anteil, den Sie an einer Sache nehmen und wird auch als ein Wohlgefallen daran benannt. Diese Dinge verbinden Sie mit der Vorstellung der Existenz eines Gegenstandes, welcher Ihr Interesse weckt. Die Wurzeln der Begriffe sind darin nicht geheimnisvoll oder magisch, obwohl die meisten von uns zur Konzentration gerade diesen Bezug haben.
Die zwei Formen der Konzentration
Allen Begriffen ist gemeinsam: Sie sind schlichte Beschreibungen von einem Zustand, einer Handlung und einer Richtung. Dadurch wird die Konzentration zu keinem beweglichen Stoff, sondern zu einer Funktion.
Volkstümlich wird diese Funktion als eine absichtliche Bemühung verstanden. Tatsächlich sprechen wir hier aber von einer negativen Art der Konzentration. Diese Art der Konzentration ist für das gestalttherapeutische Coaching weniger geeignet.
Nach Frederick Perls ist die vollkommene Konzentration ein harmonischer Prozess. In diesem stimmen Bewusstes und Unbewusstes überein.
Konzentration oder Faszination
Im Coaching, basierend auf dem gestattherapeutischen Prozess, erfüllt die positive Konzentration die Gesetze des Holismus. „Richtige“ oder „positive“ Konzentration ist dann am ehesten mit Faszination zu bezeichnen. Das Objekt, an dem wir durch unser Wohlwollen Anteil nehmen, nimmt ohne jede Mühe den Vordergrund in unserer Aufmerksamkeit ein und die übrige Welt verschwindet.
Die Zeit und die Umgebung hören auf zu existieren. Kein innerer Konflikt oder Protest erheben sich gegen die Konzentration. Diese Art der Konzentration finden und können Sie bei Kindern leicht beobachten. Alle Teile ihrer Persönlichkeit sind in diesen Momenten miteinander koordiniert. Diese Haltung im Moment ist die wahrhaftigste Grundlage der Entwicklung. Neben der positiven Konzentration gibt es zwei weitere Arten, die als ungesunde Konzentration bezeichnet werden. Unterschieden werden:
Die negative Konzentration und die zwanghafte Konzentration
Negative Konzentration
Bei beiden Formen wird etwas erzwungen, was die negative Konnotation ausmacht. Bei der negativen Konzentration halten wir uns an der Arbeit fest. Wir beißen die Zähne im wahrsten Sinn des Wortes zusammen und bemühen uns ein Ergebnis zu erzielen.
Zwanghafte Konzentration
Stellen Sie sich vor, Sie leben so, als würden Sie gezwungen werden. Sie erledigen Dinge, die Sie nicht tun möchten, obwohl Sie diese Dinge als seltsam und sinnlos empfinden. Eigentlich würden Sie gerne diese Tätigkeiten zurückweisen, da sie nicht Ihren Neigungen entsprechen, was Sie aber nicht machen. So wird die zwanghafte Konzentration ohne wirklichen Nutzen und beinhaltet keine Veränderung.
Im Moment kümmert man sich mehr um die Abwehr von Störungen, z.B. Geräusche, als auf die Aufgabe selbst. Möglicherweise runzeln Sie die Stirn, die Lippen werden gepresst, die Luft wird immer mal wieder angehalten, an Gegenständen wir gekaut usw.. Langsam staut sich eine Wut auf, die Sie auf den Störenfried projizieren. Der kleinste Anlass oder die nächste Person, egal was oder wer Sie Stört, bringt das Fass zum Überlaufen. Ihre Wut muss dann ausgehalten werden. Diese Wut ist oft destruktiv und ihr fehlt der schöpferische Moment, der Sie kreative Lösungen finden lässt.
Auswirkungen negativer und zwanghafter Konzentration
Beide Arten der Konzentration werden in unserem alltäglichen und gängigen Sinn praktiziert. Sie sind bedauernder Weise nicht getragen von spontanem Interesse, der Identifizierung mit der Pflicht, dem Gewissen oder Idealen.
Mit beiden Arten geht eine starke Muskelkontraktion einher. Diese führt zu großer Anspannung, Erschöpfung, Reizbarkeit und sogar zu Nervenzusammenbrüchen, was wir gesellschaftlich als Burnout bezeichnen. Zwanghaft und negativ ist die Konzentration deshalb, da ihr die natürliche, d.h., die organismische Unterstützung fehlt.
Im Prozess der gestalttherapeutischen Begleitung
Ihnen soll dabei geholfen werden, sich auf Ihr Selbst zu konzentrieren um sich so den Tatsachen zu stellen, die Sie vor sich selbst verbergen.
Konzentration auf den Körper
Im Augenblick, in dem wir uns selbst spüren, treten unsere Gefühle zum Vorschein. Das Auftreten der Gefühle stellt für uns in Beziehungen oft eine Gefahr dar. In diesen Momenten zeigen wir, wer wir wirklich sind.
Zeigen wir die Gefühle nicht offen, und intellektualisierten sie, bleiben wir Beobachter oder Beobachterin von uns selbst. Unser wahres Selbst verbergen wir dadurch. Wir erringen damit einen Sieg über unseren Körper, da wir unsere emotionale Seite nicht zulassen.
Wenn wir dazu neigen alle Dinge und uns selbst zu intellektualisieren, behindern wir uns weitere oder tiefere Einblicke von uns zu bekommen. Im gestalttherapeutischen Prozess ist es daher zentral, Menschen, die zuviel an Intellekt und zuwenig an Empfindung leiden, nicht mit noch mehr Intellekt zu „füttern“. Um es mit anderen Worten zu sagen, ein Stück Zucker löst man mit Wasser auf, nicht mit Philosophie.
Um der intellektuellen Verknöcherung Einhalt zu gebieten, geht die intensive Konzentration auf die natürlichen und organismischen Schichten unseres Daseins zurück. Das Dasein des Körpers rückt somit in das Blickfeld der Konzentration.
Denken Sie an Ihren Arbeitsplatz im Zusammenhang der negativen und zwanghaften Konzentration. Sie intellektualisieren sämtliche Arbeitsschritte und versuchen Lösungen herbeizuführen. Diese Arbeitsschritte handeln von Sachbezügen, in denen Sie möglicherweise ihre Bedürfnisse zurückstecken. Die Konsequenz daraus könnte sein, je weiter Sie sich während der Arbeitszeit von ihrem biologischen Selbst entfernen, je größer und dringlicher wird der Schrei nach Urlaub und Erholung. In der Distanz liegt gerne unser Heil zu den belastenden Dingen. Damit sind auch unsere Beziehungen eingeschlossen. Solange der Urlaub nicht angetreten ist, diskutieren wir gerne mit Kollegen und Kolleginnen über unsere Störungen, Sorgen, Empfindungen, Laster, Krankheiten….
Diese Liste ist lange.
Der Austausch über die Situationen, die uns verärgern, wütend machen, freudig stimmen … wollen wir mitteilen. Allerdings werden wir nur selten gehört. Dies kennen Sie vielleicht von ihrer Arbeit und ihrem Alltag.
Wichtig ist: Wir alle brauchen gelegentlich Erholung von der Belastung, die Beziehung, Beruf und Gesellschaft uns auferlegen. Wir brauchen eine Rückkehr zu unserem natürlichen Selbst, damit sich der „Muskelpanzer“ lockert und entspannt, den wir fortwährend aufbauen. Dies schaffen wir jede Nacht im Schlaf oder an den Wochenenden, wenn wir unseren Neigungen nachgehen, wo wir uns anders spüren.
Auftretende neurotische Symptome sind letztlich ein Zeichen, dass das biologische Selbst mehr Aufmerksamkeit braucht.
Um diesen Kontakt herzustellen, sollten sie die Frage nach dem ewigen „Warum?“ durch die wesentlich relevanteren Fragen ersetzen. Fragen Sie eher nach dem „Wie?“, „Wann?“, „Wo?“ und „Wozu?“. Stellen sie Tatsachen fest, statt nach Ursachen und Erklärungen zu suchen.
Die richtige Technik der Konzentration auf den Körper ist ein langer und intensiver Prozess. Am Anfang werden Sie ein starkes Widerstreben spüren in Einzelheiten einzutauchen. Wenn Sie aber in gestalttherapeutischer Begleitung diesen Weg erfahren, halten Sie an den erlebten Methoden fest. Durch diese werden sie zwangsläufig spezifischen Widerständen begegnen um durch diese hindurch zu neuen Lösungen zu gelangen.
Existentialismus und Gestalttherapie
Existentialismus
Existentialismus bezeichnet eine einflussreiche subjektividealistische und irrational orientierte Strömung in der Philosophie. Im gesamten Prozess seiner späteren Entwicklung stellt die existentialistische Philosophie eine reaktionäre Strömung dar. Den existentialistischen Philosophen ging es unter anderem darum, die positivistischen Errungenschaften der stoischen und klassischen bürgerlichen Philosophie von Descartes bis Hegel zurückzunehmen.
Gleichzeitig stand für sie die Verfälschung und Bekämpfung des dialektischen und historischen Materialismus im Vordergrund, der für sie damit zu tun hat. Philosophiehistorisch und für die Entwicklung von Denkströmungen in unserer Gesellschaft ist dies von wichtiger Bedeutung. So lautet eine Grundthese des Existentialismus: „Die philosophische Entwicklung ging seit Platon und Aristoteles in die Irre.“
Entsprechend kommt es nach den Existentialisten darauf an, die philosophische positivistische Tradition völlig neu zu überdenken. Martin Heidegger nennt dieses Herangehen an die historische – und gegenwärtige – philosophische Überlieferung „Destruktion“, Karl Jaspers „Synthesis“.
Zeitliche Verortung und Entstehung dieser Philosophie
Der Existentialismus steht gemeinhin mit den Pariser Cafés am linken Seine Ufer in Verbindung. Selbst verstanden sich die Philosophen am Ende des 2. Weltkriegs als unkonventionelle, avantgardistische Intellektuelle, die hitzig über künstlerische, politische und persönliche Freiheit diskutieren. Die Stimmung in diesen Kreisen lebte von Zigaretten, Cognac, Jazz, viel Kaffee, Enthusiasmus, Spontanität und einer quälenden Selbstanalyse und Freiheit. Vereinfacht ausgedrückt ging es darum, eine philosophische Denkweise konkret zu leben, sie zu betreiben. Diese Entstehung und Entwicklung des Existentialismus ging im Vorfeld mit heftigen Krisenerscheinungen einher. Diese Krisen begründeten sich aus:
Weltwirtschaftskrise und I. Weltkrieg
Zum einen kam es während und nach dem I. Weltkrieg zu starken Eruptionen in der westlichen Gesellschaft. All das, was die bisher geglaubte Humanitas der Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts ausmachte, wurde durch die unbeschreibliche Materialschlacht und Grausamkeit des I. Weltkrieges aufgelöst. Nach dem Krieg stand dann das kapitalistische System der Weltwirtschaftskrise gegenüber. Für die Menschen der westlichen Gesellschaft war dies eine unsichere Zeit, die mit Brüchigkeit, Todeserfahrungen, Scheitern … einherging. Das Wenige, was blieb war das Leben selbst. Die Existenzerfahrung wurde somit zentral. Die existentialistische Lebensweise wurde in kleinen Kreisen zur Modellweltanschauung und Modellebenshaltung (bes. in Frankreich und Deutschland).
Totalität und II. Weltkrieg
Den „erneuten Durchbruch“, der viel tiefer in das Gesamtgefüge unseres Daseins eingriff, stand im Zusammenhang des II. Weltkriegs. Der „totale“ Zusammenbruch des sozialen, gesellschaftlichen Gefüges und der bisher geglaubten geistigen Welt erforderten weit mehr Umbrüche des Sozialen als nach dem I. Weltkrieg.
Ideengeschichte des Existentialismus; Die Sorge um das Selbst bei Sokrates
Ideengeschichtlich setzt die Philosophie des Existentialismus früh an. Trotz des Anspruchs neuartig zu sein und mit den antiken Philosophen zu brechen, reicht die Tradition bis zu Sokrates (468-399 v. Chr.) zurück. Sokrates betreibt als einer der ersten die Praxis der Philosophie als „Sorge um das Selbst“. Der Schwerpunkt lag auf konkreten Handlungsweisen und weniger auf abstrakten Weisheiten.
Der Weg durch die Zeit und der darin enthaltenen Suche nach Wahrheit verschattete zunehmend diese Art Philosophie zu betreiben. Objektive rationale Wahrheiten bedeuteten weit mehr als subjektive irrationale Wahrheiten. Martin Heidegger sagt dazu später: „Die Geschichte, die Kunst, die Dichtung, die Sprache, die Natur, der Mensch, Gott – bleibt den Wissenschaften unzugänglich … das Wesen der genannten Bereiche ist Sache des Denkens, des irrationalen Erlebens“.
Gott wird „beseitigt“
Im 18. Jahrhundert wird innerhalb der atheistischen Strömungen der Philosophen Gott „beseitigt“. Das vorgelagerte Gottesbild hat erhebliche Konsequenzen auf die Idee des Existentialismus im Zusammenhang des Verständnisses der Existenz. Wie kann ein Schöpfer der menschlichen Existenz vorausgehen und den Menschen in seinem Existieren bereits als sein Ebenbild festlegen. Dies würde heißen, der Mensch hätte an-sich bereits ein Wesen, welches seiner Existenz vorstünde. Darüber wurde über Immanuel Kant, René Descartes, Diderot, … zu Voltaire intensiv nachgedacht.
Die „Väter“ im 19.Jahrhundert
Durch einen weiteren zeitlichen Sprung knüpfen wir an den Ideen von Friedrich Nietzsche und Søren Kierkegaard an. Sie und Ihre Schriften hin zu einer handlungsorientierten Lebensform gelten als sogenannte Väter und Vorläufer der existentialistischen Bewegung im 19. Jahrhundert. Der Existentialismus ist für sie eine Philosophie des konkreten Individuums. Eine ihrer Thesen lautet und diese gilt auch in modernen existentialistischen Schriften: Die moderne – und heute postmoderne – Gesellschaft hat einen unwiderstehlichen Sog der Anpassung. Eine existentielle Individualität ist [darin] eine Errungenschaft und keineswegs eine permanente.
Das heißt so viel wie: Als biologische Wesen werden wir geboren, aber müssen zu existentiellen Individuen werden, und zwar indem wir Verantwortung für unsere Handlungen übernehmen. Friedrich Nietzsche und Søren Kierkegaard sind der Auffassung, dass viele Menschen diese Verantwortung für sich selbst niemals erkennen. Der Mensch muss dabei, um Individuum zu werden, Sphären der Existenz oder Stadien auf dem Lebensweg durchlaufen. Freiheit ist dafür der höchste Wert im existentialistischen Denken und wird als erste Tugend der Authentizität genannt.
Edmund Husserl und die Phänomenologie
Um sich der Existenz als solche zu nähern greifen die späten existentialistischen Philosophen wie Martin Heidegger, Karl Jaspers, Jean-Paul Sartre oder Gabriel Marcel auf bestimmte Motive der Phänomenologie Edmund Husserls zurück. Die erscheinenden Phänomene werden in Ihrem So-Sein, im Für-Sich-Sein und dem An-Sich-Sein der Dinge erfahren. Ein Vordringen in ihre Beschaffenheit zeigen weitere Phänomene auf, die als Seins-Phänomene beschrieben sind. Das Vordringen offenbart eine Seins-Verkettung, die bis zum Sein selbst führt, der Wahrheit jedes Dings, begründet durch seine Existenz. Nach Jean-Paul Sartre liegt selbst das Sein des Phänomens seinem Sein zu Grunde.
Strömungen und Gemeinsamkeiten des Existentialismus; Atheistische Strömungen im Existentialismus
In dem Maß, in dem der Existentialismus eine Bewegung des 20. Jahrhunderts war, stand das Werk von Jean-Paul Sartre im Zentrum des Existentialismus. Jean-Paul Sartre vertrat einen atheistischen Existentialismus.
Dieser erklärt: „Wenn Gott nicht existiert, so gibt es zumindest ein Wesen, bei dem die Existenz der Essenz vorausgeht, ein Wesen, das existiert, bevor es durch irgendeinen Begriff definiert werden kann, und dieses Wesen ist der Mensch oder, wie Martin Heidegger sagt, das Dasein“.
Anders formuliert heißt das: Erst existiert der Mensch, trifft auf sich, tritt in die vorfindliche Welt ein, und definiert sich erst dann. In diesem existentialistischen Sinn ist der Mensch nicht definierbar, weil er zunächst Nichts ist. Er wird erst dann, wenn er sich selbst geschaffen haben wird. D.h., in letzter Konsequenz, der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich selbst macht. Zu dieser Strömung zählt u.a. Martin Heidegger, José Ortega y Gasset, Miguel de Unamuno…
Religiöse Strömungen im Existentialismus
In der Strömung des religiösen Existentialismus sind als bekannte Philosophen Martin Buber, Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew, Karl Jaspers, Gabriel Marcel … zu nennen. Sie vertreten die Auffassung, dass das Wesen der Existenz vorausgeht. Für sie gibt es einen Schöpfer-Gott. Der Begriff des Menschen ist im Geiste Gottes eingewoben, was heißt: Der individuelle Mensch verwirklicht so einen bestimmten Begriff von sich selbst, der im göttlichen Verstand enthalten ist.
Begriffliche Gemeinsamkeit
Gemeinsam ist den verschiedenen Betrachtungsweisen im Existentialismus: Sie gehen vom Begriff Existenz aus. Dabei wird vermieden den Begriff näher zu bestimmen. Wie in fast allen Werken phänomenologisch verdeutlicht wird, die Existenz ist nichts. Sie ist nichts, was man aus der Entfernung denken kann. Die Existenz überflutet, wiederfährt, begegnet den Menschen. Unter Existenz ist immer die individuelle Existenz jedes einzelnen Menschen zu verstehen. Die Existenz kommt nur dem Menschen zu, da sie die typische Seinsweise des Menschen ist. Die Existenz ist dem Menschen als solche nicht gegeben, sondern nur seine Möglichkeit, die er realisiert oder auch nicht. Die Existenz ist wie bereits erwähnt, sein Entwurf.
Irrationales und Gefühle als Boden der Wahrheit
Zum Existenz-Erleben gelangen wir nach Aussagen der Philosophen durch die Erfahrung des Todes. Diese Erfahrung selbst beinhaltet von Anfang an die Brüchigkeit des Seins und bestimmt uns von Geburt bis zum Tod. Die existentialistische Schlussfolgerung lautet daher: Der Beginn des Lebens ist der Anfang des Tot-Seins. „Der Tod ist die Weise zu sein, die das Da-Sein übernimmt, sobald es ist.“
Insofern ist das gefühlsmäßige irrationale Erleben real. Hieraus entsteht „scheinbar“ eine objektive Realität, die sich vornehmlich durch die Angst zeigt. Durch unsere Angst wird uns unsere endliche Stellung als Mensch im Weltganzen gewahr. Angst, Ekel, Leiden, lassen uns die Ungeborgenheit, das Geworfen-Sein gefühlsmäßig erfahren. Wie diese Zustände erlebt werden, ist irrational und bleibt subjektiv und stellt insofern eine subjektive Wahrheit für jeden dar.
Zeitlichkeit des Menschen
Daraus kann abgeleitet werden: Der Mensch ist ein zeitlich Existierender, der aufgrund seiner Erfahrung er Selbst wird, sich zu dem macht, der er ist und sein will. Ohne ausführend auf den Wert der Zeit im Existenzialismus einzugehen, der eine große Bedeutung hat, lässt die folgende Formulierung im Konjunktiv erkennen, dass mir ein Erfahrungswert, der mein Selbst umfasst, unbekannt bleibt, wenn ich ihn eben nicht erfahre. Der Blick in die Vergangenheit, z.B. die Trauer nach dem, was besser gewesen wäre oder der Blick in die Zukunft, stellt z.B. die Hoffnung und Sehnsucht nach dem dar, was möglicherweise hätte sein können. Vereinfacht ausgedrückt würde dies bedeuten, dass ich aufgrund der Furcht und Angst vor Veränderung meines Selbst, oft und lieber der und die bleibe, die ich bin. Allerdings gilt im Existentialismus: „Ich kann nur von einem Wert sprechen, wenn ich es getan habe“. „Eine Tat muss vollbracht sein, damit ich sie bestätigen und definieren kann.“ Für Jean-Paul Sartre liegt demnach ein großer Teil der selbstgewählten Wirklichkeit nur im Handeln. Die Wirklichkeit wird dann so sein, wie der Mensch sie beschlossen hat. So Sartre: „Man braucht nicht zu hoffen, um etwas zu unternehmen“. Die Gegenwart nimmt dahingehend einen besonderen Stellenwert ein, denn in dieser fühle ich und bin zum Handeln aufgefordert. Hier findet die Überflutung statt, da ich inmitten meiner Existenz, jetzt, lebe.
Einige Grundprinzipien des Existentialismus
- „Die Existenz geht der Essens (Wesen) voraus.“
- „Die Existenz ist völlig subjektivistisch.“
- „Der Beginn des menschlichen Lebens ist der Anfang von seinem Tod.“ „Angst ist die Triebkraft unseres Erlebens. Durch sie erfahren wir unsere Existenz.“
- „Der Mensch ist ein zeitlicher.“
- „Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich macht“.
- „Eine existentielle Individualität ist eine Errungenschaft und keineswegs eine permanente.“
- „Der Existentialismus ist eine Lebensform, weniger eine Lehre oder Denksystem.“
Existentialismus: Anschluss zur Gestalttheorie und -arbeit
Damit sich die Prozesse in der Gestalttherapie lebendig gestalten, nennt Reinhard Fuhr drei Praxisprinzipien. Dies leitet er von Laura Perls ab. Sie umschrieb die Praxisprinzipien als die „drei E´s“. experientielles, experimentelles und existentielles Arbeiten. Unter Ausklammerung der ersten beiden Begriffe bezieht sich das existentielle Praxisprinzip direkt auf die Person. Die Person in ihrer Lebenssituation, in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt.
Was existiert, wird als vorläufige Manifestation des Seins angesehen. Konkret können alle zeitlichen Ebenen befragt werden. Entscheidend ist letztlich das, was gegenwärtig erlebt wird.
Die Fragen richten sich in der gestalttherapeutischen Praxis dann dahingehend, wie ich in meinem Umweltfeld bin. Dadurch wird ein „besserer“ Zugang zu dem was ist angeboten. Erkennen wir verschiedene Facetten des Umweltfeldes, und nicht ausschließlich unser gewohntes, kann die Möglichkeit zur Veränderung gegeben werden. Im Erleben des Gegenwärtigen geht es entsprechend um vorbehaltloses Akzeptieren, was sich im Moment ereignet.
Der wesentliche Aspekt dieser Art des Forschens ist die Erweiterung unseres Bewusstseins von unserm existentiellen Grund. Das, was ich im Augenblick, der gegenwärtigen Welt, bin, wird als Ausdruck meiner Existenz betrachtet. „Was ist“ bezieht sich nach Reinhard Fuhr auf die aktuelle Lebenssituation, die materielle ebenso wie die körperliche, emotionale, geistige und soziale; weiter werden Probleme, Katastrophen und freundliche Perspektiven mitgedacht. Letzte Tatsache, wie oben dargestellt ist, dass ich eines Tages sterben werde und für meine Entscheidungen und mein Leben verantwortlich bin. Letztlich bin ich isoliert von anderen und niemand machte und macht die gleichen Erfahrungen. Den Sinn, den verleihe ich den Dingen, da ich keinen vorgegebenen Sinn ungeprüft anerkennen kann.
Die Fragen nach dem subjektiven Sinn führen uns Kegan und Yontef zu folge, zu den existentiellen Fragen, die sich auf verschiedenen Tiefungsebenen in der Polarität zwischen Eigenständigkeit und Zugehörigkeit zeigen. Die Pole zwischen Autonomie, Besonderheit und Eingebundensein und Beziehung stellen nach ihnen eine gute Fährte dar, um wahrzunehmen und zu verstehen dessen, was ist.